21. November 2013


Fotos der Erinnerung

"Seifenblasen"

Als meine Schwester noch lebte, haben wir um die Wette Seifenblasen produziert: wer schafft die größte? Welche hält am längsten? Vor fünf Jahren starb meine Schwester, doch die Erinnerungen bleiben und sind mit jeder Seifenblase wieder lebendig.     

 

Mareike, 24, Schwester


„Weißt Du noch, als wir hier…?“

…mit dieser Frage geht es meist los, wenn Erinnerungen lebendig werden. Und schnell sind die Bilder da von damals, als der Bruder, die Schwester, der Freund, Eltern, Großeltern, das Kind noch lebten.

Der Verlust eines nahestehenden Menschen gehört zu den Erfahrungen, die jeder in seinem Leben machen wird. Trotzdem ist der Umgang mit diesem Thema nicht einfach. Allein darüber zu sprechen, fällt schwer.

 

In dieser Ausstellung stellen Jugendliche ihre ganz persönlichen Orte oder Symbole vor, die sie mit Freunden oder nahestehenden Verstorbenen verbinden.

 

Automatisch bekommen dann auch Orte eine besondere Bedeutung, die für bestehende, gelebte aktuelle Freundschaften oder Beziehungen stehen. So entstanden ergänzend auch Fotos, an denen die Jugendlichen heute etwas für sie Wichtiges erlebten und erleben. Orte, die sie nie vergessen werden. Dabei liegt der Wert der Bilder in der Geschichte, die dahinter steht.

 

Diese Ausstellung soll eine Möglichkeit der Verarbeitung und des Ausdrucks geben, aber auch einen Zugang zu einem Tabu-Thema schaffen.

 

Als Trauerbegleiterin und Sprecherin der „Verwaisten Eltern und Geschwister“ in Sachsen-Anhalt hat Katrin Hartig Jugendliche ermuntert, ihrer Trauer durch Fotos Ausdruck zu geben.


Die Ausstellung ist auf "Wanderschaft" und erfreut sich großer Aufmerksamkeit. Sollten Sie Interesse an der Ausstellung haben, eventuell sogar diese Ausstellung in Ihren Räumen zeigen wollen, dann melden Sie sich bei uns und wir kümmern uns darum.

 

Aktuelle Orte:

Oberhof, Tourismus GmbH: 03.10. - 09.11.2013

Lübbenau: 18.11. - 06.12.2013

 

Hier ist eine kleine Auswahl zu sehen.

"Frosch"

Im ersten Frühling und Sommer nach Thomas‘ Tod haben wir am Grab fast jedes Mal einen Frosch gesehen. 
Auch heute besucht er uns noch immer mal wieder.

 

Melanie, 29, große Schwester

„Die Zeit verwandelt uns nicht, sie entfaltet uns nur.“ *

Dieses Bild erinnert mich an meine kleine Schwester und den Zustand in dem ich mich nach ihrem Verlust befinde.
Die alten Mauern sind in meinen Gedanken symbolisch für mein Herz. Für mein Herz, welches vertrocknet, kaputt, porös ist. Die Trauer hat das, was mich vorher ausgemacht hat, verschlungen…Fröhlich sein, Ausgeglichenheit, Zuversicht – all diese Eigenschaften sind nicht mehr da.
Und doch schafft es die Zeit, neue, positive Dinge in mein Leben zu lassen. Der blühende Flieder strahlt so viel Wärme und Optimismus aus und schlingt sich mit seinen Blättern und Blüten um die alte Mauer… um das kaputte Herz.

Das Bild entstand, als ich an einem Nachmittag mit „einer Fliederblüte“ unterwegs war. Jemand, der mir geholfen hat und auch immer noch hilft, dass meine Mauer mehr und mehr von blühendem Flieder bedeckt wird.

 

SASKIA, 22 Jahre                              * Zitat: Max Frisch

"Klopsi"

Am 9. Todestag meines lieben Neffen Daniel, aufgenommen am Strand von Narrabeen nahe Sydney, Australien Wasser, Meer, Wassersport, Wellen, Strömung. Dani liebte all das. (Ich erinnere mich noch genau, wie er in den Wellen in Miami spielte und als ihn eine Welle aus meinen Händen riss und ich panisch darauf wartete, dass er wieder auftaucht, sprang er aus dem Wasser und lachte sich schief.)
 Er starb im Wasser. Es schmerzt und wird immer schmerzen. „Klopsi“ fehlt und ich weiß, dass er jetzt ganz sicher hier die pazifischen Wellen abreiten würde. Nicht nur hier, aber besonders am Meer habe ich das Gefühl, er ist dort irgendwo und lächelt…

 

ANDREAS, 22 Jahre alt

"Portraitgrafik"

Eigentlich gehe ich nicht so oft an das Grab meines Bruders, da er nicht dort bestattet ist, wo ich lebe. Dennoch sind für mich alle Friedhöfe ein Ort der Erinnerung. Dieses Bild zeigt seinen Grabstein. Auf ihm ist eine Portraitgrafik eingraviert, die Thomas selbst entworfen hat.

 

MELANIE, 29

"Nimm 2"

Ich war noch klein, vielleicht 5 oder 6 Jahre alt. Bei jedem Besuch setzte ich mich in ihren Schaukelstuhl. Die Vorfreude war groß, denn ich wusste: Gleich geht sie zu ihrem dunkel gebeizten Sekretär. Quietschend bewegte sich der Schlüssel im Schloss und knarksend öffnete sich die Klapptür. Daraus hervor zauberte sie Süßigkeiten, die sie aus „dem Westen“ mitgebracht hatte. Smarties, Überraschungseier und vor allem: Nimm 2 Bonbons. Ich liebte diese Bonbons und lutschte sie mit Genuss, solange bis endlich der flüssige Kern kam… Auch heute noch liebe ich diese Bonbons. Und bei jedem „Nimm 2“ bin ich wieder 5 Jahre alt und sitze im Schaukelstuhl meiner Omi. Dieser Geschmack, das Rascheln der Tüte, das Knistern des Bonbonpapiers, die Farben – All das erinnert mich noch heute an meine geliebte Omi Herta.

 

JANA, 29

"Im Herbst"

Es ist Herbst.

Der Drachen steigt hoch in den Himmel,

er nimmt ihn mit,

den Gruß von mir.

 

Es ist Herbst.

Die Blätter tanzen

in den schönsten Farben

nur für euch

 

Nebel und Kälte

Traurigkeit und Schmerz.

Unendlich schwer zu ertragen

im Herbst.


Für meine beiden Sternenkinder, die für immer in meinem Herzen sind.

 

Nadine Greie

"Seifenblase"

Als meine Schwester noch lebte, haben wir um die Wette Seifenblasen produziert: wer schafft die größte? Welche hält am längsten? Vor fünf Jahren starb meine Schwester, doch die Erinnerungen bleiben und sind mit jeder Seifenblase wieder lebendig.

 

Mareike, 24, Schwester

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